Unendliche Weiten: Die JUNOS Weltraumstrategie

Die Geschichte der Raumfahrt ist eine Geschichte des Wettbewerbs und des Fortschritts. Vom ersten Satelliten bis zum neuesten Mars-Rover hat unser Streben nach Forschung zum Weltraum eine Fülle von Erkenntnissen hervorgebracht und steht als lebendiges Zeugnis für menschliches Einfallsreichtum. Das Space Race hat nicht nur die Möglichkeiten der Raumfahrt hervorgebracht, sondern auch ein weltweites Interesse an Wissenschaft und Technologie entfacht.

Die Erforschung des Weltraums ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Vielmehr bietet sie aber auch viele Chancen, darunter die Erschließung neuer Ressourcen, die Weiterentwicklung moderner Technologien und potenziell sogar die Aussicht auf die Ausdehnung des menschlichen Lebensraums.

Bereits heute ist die europäische Wirtschaft stark auf die Weltrauminfrastruktur angewiesen, viele Arbeitsplätze sowie die internationale Wettbewerbsfähigkeit hängen direkt mit der Weltraumforschung zusammen. In Anbetracht dessen ist es von großer Bedeutung, dass Europa seine Position stärkt und zu einer maßgeblichen Akteurin in Weltraumangelegenheiten aufsteigt.

Gemeinsame Regeln für den Weltraum

Der Weltraumvertrag sowie eine Handvoll weiterer völkerrechtlicher Übereinkommen bilden die Grundlage für den gemeinsamen Umgang im Weltall, wobei die aktuellste Ergänzung (der Mondvertrag) aus dem Jahr 1979 kommt und das Weltraumrecht insgesamt schwach und veraltet ist. Wir fordern daher, dass auf internationaler Ebene neue Verträge geschlossen werden, um ungeklärte Problematiken zu regeln und Rechtsunsicherheiten zu beseitigen.

Eigentum im All

Die EU soll sich dafür einsetzen, dass sich Himmelskörper weiterhin nicht im Eigentum von Staaten und privaten Akteur:innen befinden dürfen. Stattdessen soll der Weltraum unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stehen, die anhand eines geregelten Verfahrens zeitlich begrenzte Nutzungs- und Schürfrechte für Himmelskörper vergeben können sollen, um diese für Wirtschaft und Forschung nutzbar zu machen.

StVO für Satelliten

Um Zusammenstöße zwischen den zahlreichen Satelliten rund um die Erde zu verhindern, müssen gemeinsame Regeln etabliert werden, die etwa definieren, wie die Umlaufbahnen zwischen den Betreiber:innen koordiniert und aufgeteilt werden können.

Private Raumfahrt fördern

Der private Sektor bringt zunehmend wichtige Akteur:innen im Bereich der Raumfahrt hervor. Unternehmen wie SpaceX und Virgin Galactic tragen aktiv dazu bei, Raumfahrttechnologie weiterzuentwickeln und den Zugang zum Weltraum einfacher und günstiger zu machen.

Im Vergleich zu internationalen Playern wie den Vereinigten Staaten oder China hinkt die europäische Raumfahrtindustrie leider stark hinterher. Wir sehen hier eine große Chance in der Förderung des privaten Sektors, um kompetitiv zu bleiben – insbesondere sollen auch öffentlich-privatwirtschaftliche Kooperationen vorangetrieben werden.

Stärkung des privaten Sektors

Um so effizient wie möglich zu arbeiten und Innovation voranzutreiben, soll auch in der europäischen Raumfahrt mehr Verantwortung auf Unternehmen übertragen werden. Die ESA soll daher nicht mehr alle Projekte eigenständig abwickeln, sondern vermehrt auch Aufträge an private Anbieter:innen vergeben und gemeinsame Programme realisieren. Gleichzeitig sollen klare Bedingungen gestellt werden, damit auch die Öffentlichkeit von diesen Kooperationen profitiert – etwa durch den Zugang zu Forschungsergebnissen.

Zudem stehen wir selbstverständlich auch gänzlich privatwirtschaftlichen Unternehmungen positiv gegenüber.

Bürokratie ade, hallo Kapital

Neugründungen in der NewSpace Economy sollen jedenfalls begrüßt werden und daher auf möglichst wenige Hürden stoßen. Genehmigungsprozesse für neue Technologien sollen möglichst unbürokratisch und schnell abgewickelt werden.

Es ist außerdem an der Zeit, dass Wagniskapital auch österreichischen Raumfahrtunternehmen zugutekommt. Dazu schlagen wir ein neues Gesetz für Risikokapital vor, das unter anderem steuerliche Abschreibungen bei Verlusten, die Gleichstellung von Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungen sowie die Fortführung von Verlustvorträgen ermöglicht.

Haftungsgrenzen in der Raumfahrt

Um die Entwicklung neuer Technologien in der Raumfahrtbranche zu gewährleisten, sollten verbindliche Haftungsgrenzen eingeführt werden. Dies ist notwendig, da Versicherungen aufgrund der sehr hohen potenziellen Risiken für Unternehmen in diesem Bereich finanziell nicht tragbar sind.

Europa im Weltraum

Kein europäischer Staat kann den Weltraum allein nutzen. Wenn Europa in diesem Bereich an Einfluss gewinnen will, ist ein gemeinsames Vorgehen der einzige Weg – die EU soll hier zu einer Hauptakteurin werden.

EU x ESA

Die EU und die ESA sollen in einem Vertrag ihr Verhältnis zueinander definieren, auf dessen Basis die EU entscheiden kann, ob sie weiterhin ein eigenes Weltraumprogramm finanzieren, oder die EU-Interessen im Weltraum durch die ESA vertreten lassen möchte.

Die EU-Mitgliedstaaten sollen im Bereich der Raumfahrt jedenfalls enger zusammenarbeiten und Ineffizienzen, die sich durch das parallele Betreiben nationaler und europäischer Programme ergeben, beseitigen. Mittelfristig soll es auf europäischer Ebene ein gemeinsames Raumfahrtprogramm geben, an dem alle EU-Mitgliedstaaten teilnehmen.

Aufwertung der ESA

Österreich soll der ESA mehr Mittel zur Verfügung stellen und auch die anderen EU-Mitgliedsstaaten zur verstärkten Unterstützung auffordern. Ziel muss es sein, die (finanzielle) Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Raumfahrtorganisationen wie zum Beispiel der NASA zu erreichen.

Das Raumfahrtzentrum Guayana soll weiterentwickelt und direkt der ESA unterstellt werden. Zusätzlich möchten wir privaten Unternehmen die Möglichkeit geben, dort Starts durchzuführen.

Europäische Weltraumforschung

Wir fordern einen Ausbau der Grundlagenforschung in Zusammenarbeit mit nationalen und europäischen Luft- und Raumfahrtunternehmen, insbesondere im Bereich der nachhaltigen Raumfahrterkundung. Zusätzlich sollen Projekte zur Entwicklung von Überlebenssystemen im Weltraum gefördert werden, um die Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Astronaut:innen zu verbessern.

Für alle EU-Mitglieder soll ein gleichberechtigter Zugang zu Forschungsergebnissen aus ESA-Missionen und nationalen Raumfahrtprogrammen einzelner Mitgliedstaaten sichergestellt werden.

In Anbetracht der internationalen Abhängigkeit der Raumfahrtindustrie soll die EU in Studiengängen der Weltraumforschung den Fokus auf Austauschstudierende im Erasmus+ Programm erhöhen.

Weltraumrüstung und europäische Verteidigung

Große Weltmächte wie Russland, China, Indien und die Vereinigten Staaten bauen ihre militärischen Ressourcen im Weltraum stetig aus. Für die EU herrscht dringend Handlungsbedarf, um nicht an Einfluss zu verlieren, gleichzeitig müssen Regeln zur Vermeidung und Lösung von Konflikten geschaffen werden.

Europäische Weltraumstreitkräfte

Um die strategische Autonomie und Sicherheit Europas im Weltraum zu gewährleisten, fordern wir die Gründung Europäischer Weltraumstreitkräfte nach Vorbild der United States Space Force im Rahmen einer EU-Armee.

Gemeinsame Weltraumstreitkräfte stärken die europäische Integration, verringern Abhängigkeiten von externen Akteur:innen und erhöhen die Fähigkeit der Europäischen Union, eigenständig im Weltraum zu agieren und potenzielle Bedrohungen abzuwehren. Zudem kann die internationale Zusammenarbeit zur Wahrung globaler Sicherheitsinteressen ausgebaut werden.

Durch den Schutz kritischer Weltrauminfrastruktur, die Entwicklung sicherer Kommunikations- und Navigationssysteme sowie einen verstärkten Fokus auf Forschung im Weltraumsektor kann Europa seine technologische Führungsrolle ausbauen und auch wirtschaftlich profitieren.

Raketenabwehr made in Europe

Angesichts zunehmender Bedrohungen durch ballistische Raketen und geopolitische Spannungen ist es wesentlich, dass die EU ein gemeinsames Raketenabwehrprogramm startet. Bestehende Programme wie das NATO-Raketenabwehrsystem und nationale Initiativen wie MEADS und SAMP/T sind bereits wichtige Schritte, auf denen aufgebaut werden kann, aber es besteht weiterhin Bedarf an einer integrierten Lösung. Die European Sky Shield Initiative (ESSI) hat das Potential, Lücken im bisherigen Schutzschirm für Europa zu schließen. Österreich sollte sich weiterhin proaktiv an diesem Projekt beteiligen.

Die EU sollte zudem mit ihren schärfsten diplomatischen Mitteln entschieden verhindern, dass Staaten Anti-Satelliten-Waffen einsetzen.

Internationales Weltraumtribunal

Immer, wenn Staaten die Möglichkeit hatten, neue Territorien zu erschließen, führte das zu Konflikten und Instabilität aufgrund des Widerstands der ansässigen Bevölkerung oder anderer Staaten, die ebenfalls Ansprüche erhoben. Um Verbrechen und Streitigkeiten im Weltraum zu lösen, sollte die internationale Gemeinschaft ein Tribunal einrichten, das ähnlich dem Internationalen Seegerichtshof funktioniert.

Reduzierung von Weltraummüll

Hunderttausende Teile Weltraummüll umkreisen die Erde und bedrohen wichtige Weltrauminfrastruktur. Zudem besteht die Gefahr des Kessler-Syndroms, bei dem eine Kettenreaktion von Zerstörung und weiterer Müllansammlung die Erdumlaufbahnen unbrauchbar und unpassierbar machen könnte, was die Menschheit auf der Erde stark einschränken würde. Daher ist es von größter Dringlichkeit, die Entstehung von neuem Weltraummüll zu minimieren und Lösungen für die bestehende Vermüllung zu finden.

Weltraummüll-Zertifikatehandel

Um die Entstehung von Weltraumschrott zu reduzieren, fordern wir die Einführung eines Space-Debris-Trade-System (SDTS). Dieses System erfordert, dass für jeden Kilogramm Müll im Weltraum ein entsprechendes Vermüllungszertifikat vorliegt. Um die Menge an Weltraummüll zu begrenzen, wird eine maximale zulässige Vermüllung festgelegt, basierend auf wissenschaftlichen Einschätzungen zur Kontrollierbarkeit des Kollisionsrisikos mit Müll. Das SDTS-Zertifikat muss bereits beim Starten von Satelliten vorhanden sein, um die potenzielle Müllmenge jederzeit zu dokumentieren. Wenn Weltraummüll entfernt wird, werden gleichzeitig neue Zertifikate für die Müllentsorgung ausgestellt.

Beseitigung von Weltraummüll

Die EU sollte Initiativen wie Horizon Europe erheblich unterstützen, um Technologien zur Verhinderung des Kessler-Syndroms zu entwickeln, wie z.B. Verdampfungslaser, durch die Weltraummüll vernichtet werden kann.

Zudem sollen internationale Regelungen geschaffen werden, die für alle ins All geschickten Satelliten kürzere obligatorische Abstiegszeiten und zuverlässige Selbstzerstörungsmechanismen vorschreiben. Dadurch wird sichergestellt, dass Satelliten am Ende ihrer Lebensdauer sicher außer Betrieb genommen werden können, um die Entstehung von Weltraummüll zu vermeiden.

Visionen und Projekte

Nachfolge für die ISS

Die Internationale Raumstation (ISS) ist ein Wunderwerk der internationalen Zusammenarbeit. Sie hat uns gelehrt, wie man im Weltraum lebt und arbeitet, und damit die Grundlage für künftige Langzeitmissionen zum Mond, Mars und darüber hinaus gelegt. Nachdem die ISS nur noch wenige Jahre in Betrieb sein wird, müssen bereits jetzt die Weichen für ein Nachfolgeprogramm gestellt werden. Hier muss sich die Europäische Union auf jeden Fall stark proaktiv einbringen.

Von der Erde zum Mond

Wir fordern, dass Österreich und die EU sich aktiv bei Projekten wie dem Lunar Gateway einbringen, da der Mond als potenzielle Zwischenstation für Marsmissionen wieder verstärkt ins Blickfeld der Raumfahrtprogramme rückt. Langfristig streben wir an, dass die ESA die Fähigkeit entwickelt, Menschen eigenständig zum Mond und in seine Umlaufbahn zu bringen.

Zudem sollen von der ESA konkrete Pläne zur Errichtung eines Weltraumlifts vorangetrieben werden, da dieser eine äußerst effiziente Methode darstellen könnte, Objekte in die Erdumlaufbahn zu transportieren, die sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile bringt.

Nächster Halt, Next Stop: Mars

Der Mars ist die nächste Grenze für die menschliche Erforschung. Mit Missionen wie dem Artemis-Programm der NASA, das die Rückkehr von Menschen zum Mond als Sprungbrett zum Mars zum Ziel hat, sind wir dem Roten Planeten näher denn je. Jenseits des Mars sind die Möglichkeiten endlos, vom Abbau von Asteroiden bis zur Erforschung der äußeren Planeten und ihrer Monde.

Wir setzen uns dafür ein, dass Vertreter:innen der freien Welt den Mars als Erste erreichen und damit die Überlegenheit von Freiheit und Demokratie darbieten. Aus diesem Grund fordern wir eine gemeinsame bemannte Marsmission unter der Leitung von ESA, JAXA und NASA, zu der sich auch die Raumfahrtagenturen anderer westlicher Staaten anschließen können.