Laut Lehrlings- und Meisterprüfungsstelle der WKO Steiermark im Jahr 2024 haben insgesamt 14.928 Jugendliche eine Lehre gestartet.[1] Im selben Jahr wurden 644 Meister- und Befähigungsprüfungen erfolgreich abgelegt. Die Statistik zeigt, dass diese Zahlen zwischen 2020 und 2023 rückläufig waren, im Jahr 2024 aber erstmals wieder anstiegen. Seit dem Höchststand von 19.838 Lehrlingen im Jahr 2009 ist die Gesamtzahl der Lehrlinge rückläufig. Im Jahr 2023 entfielen mit 1.961 Lehrlingen die meisten Lehrlinge auf den Bereich Metalltechnik, während der Beruf Friseur:in/Stylist:in mit 302 Lehrlingen am wenigsten vertreten war. Darüber hinaus gab es laut Landesentwicklung Steiermark im Jahr 2024 12.414 offene Stellen, von denen 2,3 % unbesetzt blieben.[2]
Die Meisterprüfung ist in Österreich eine hochqualifizierte Weiterbildung und wird im Nationalen Qualifikationsrahmen auf Stufe 6 – dem Niveau eines Bachelorabschlusses – eingeordnet. Sie besteht aus vier Modulen, darunter eine zweiteilige projektorientierte Fachprüfung, eine mündliche Prüfung, eine mindestens fünfstündige theoretische Prüfung, die Ausbilderprüfung, die Unternehmerprüfung sowie die eigentliche handwerkliche Prüfung. Die Kosten für eine Meisterschule, z.B. im Karosseriebau, belaufen sich im Jänner 2024 auf 5.590,00 €. Diese finanzielle Belastung stellt insbesondere junge Fachkräfte vor Herausforderungen, die durch steigende Lebenserhaltungskosten noch verstärkt werden. Zusätzlich können je nach Berufsfeld Materialkosten für die Prüfung anfallen, die in der Regel von den Prüflingen selbst getragen werden müssen.
Angesichts des steigenden Bedarfs an hochqualifizierten Fachkräften, insbesondere an Unternehmensgründer:innen, besteht dringender Handlungsbedarf. Der anhaltende Fachkräftemangel sowie die demografische Entwicklung erschweren es den Betrieben zunehmend Handwerksmeister:innen zu finden, die wiederum Lehrlinge ausbilden können. Es ist daher an der Zeit, dass die steirische Politik gezielte Anreize schafft, um sowohl die Abschlusszahlen von Lehrlingen und Meister:innen zu steigern als auch Unternehmensgründungen zu fördern. Als Vorbild kann das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen dienen, wo es seit Juli 2023 ein Förderprogramm mit einem jährlichen Volumen von 11 Millionen Euro gibt, das junge Fachkräfte beim Schritt in die Selbstständigkeit unterstützt.[3] Positiv hervorzuheben ist auch, dass die österreichische schwarz-grüne Bundesregierung bereits gesetzliche Grundlagen für die Befreiung von Prüfungsgebühren ab 1. Jänner 2024 sowie rückwirkend ab 1. Juli 2023 geschaffen hat.
Wir Junge liberale NEOS Steiermark – JUNOS Steiermark fordern eine Fachkräfteoffensive für Personen nach erfolgreich absolvierter Meisterprüfung oder Befähigungsprüfung mit einem Startbonus, unteranderem für die Gründung eines Unternehmens, ins Leben zu rufen. Hierbei soll sie sich am deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen orientieren, denn dort ist es für alle Absolvent:innen möglich, eine einmalige Förderung zu beantragen. Jedoch sollen die Absolvent:innen mehr entlastet werden und nicht auf den Kosten, die im Zuge der Erlangung des Meistertitels anstehen, sitzen bleiben. Außerdem würde es jungen Menschen mehr Anreize geben, eine Lehre zu machen, wenn auch in diesem Ausbildungsfeld der Bildungsscheck[4] zu greifen kommt. Somit werden die Schulen und die Lehrlinge bestmöglich gefördert.
[1] Wirtschaftskammer Steiermark | 13.01.2025 | Statistik 2023 der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Steiermark
[2] Land Steiermark | Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Steiermark
[3] Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen | Fachkräfteoffensive: Meisterprämie startet in Nordrhein-Westfalen
[4] Bildung ist Bürger:innenrecht: Die liberale Schule, beschlossen durch den XXIII. Bundeskongress in Rankweil