Die Jugend ist die Zukunft unserer Gesellschaft und verdient unsere volle Aufmerksamkeit, Unterstützung und Förderung. Junge Menschen brauchen ausreichend Räume zur freien Entfaltung sowie Freizeitangebote, die unkompliziert, kostengünstig und barrierefrei allen Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft zugänglich sind. Die persönliche Entwicklung und gesellschaftliche Teilhabe dürfen keinesfalls davon abhängen, aus welchem Elternhaus man kommt oder welche wirtschaftlichen Ressourcen zur Verfügung stehen.
Besorgniserregend ist dabei besonders die Statistik zur psychischen Gesundheit junger Menschen: Aktuelle Studien zeigen, dass 28 % der Jugendlichen ihre psychische Situation als „eher schlecht“ oder sogar „schlecht“ einschätzen.[1] Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind gemeinschaftlich nutzbare öffentliche Orte wie Parks, Sport- und Freizeitanlagen, Jugendzentren ebenso wie Kulturstätten von zentralem Wert. Sie ermöglichen Jugendlichen, sich außerhalb ihrer privaten Wohnsituation miteinander auszutauschen, Gemeinschaft zu erleben und gemeinsam wertvolle Zeit verbringen zu können.
Laut der Ö3-Jugendstudie aus dem Jahr 2025 verbringen Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren ihre Freizeit besonders häufig mit:[1]
- dem Treffen von Freunden (91 %)
- Sportlichen Aktivitäten (69 %)
- Kinobesuchen (62 %)
- Konzertbesuchen (56 %)
- dem Besuch von Festivals (40 %)
Jedoch ist Freizeit heute nicht selten mit hohen Kosten verbunden, was insbesondere in Zeiten zunehmender Preissteigerungen vielen jungen Menschen Probleme bereitet. Bereits rund 44 % der Jugendlichen geben an, dass sie aufgrund der aktuellen Teuerungen bei alternativen Freizeitaktivitäten sparen müssen.[1] Das bedeutet, dass Freizeitangebote kontinuierlich schwieriger zugänglich sind, wodurch viele Jugendliche zunehmend ausgeschlossen sind.
Eine weitere Statistik zum Freizeitverhalten, die konkret auf Oberösterreich bezogen ist, bestätigt ähnlich relevante Trends: Demnach treffen sich 69 % der Jugendlichen gerne mit Freunden, 66 % verbringen ihre Freizeit hauptsächlich mit Entspannen und Chillen, und 57 % verbringen generell am liebsten Zeit gemeinsam mit Freunden. Zudem betreiben 46 % regelmäßig Sport und 29 % gehen abends gerne fort.[2] In diesem Zusammenhang ist alarmierend, dass sich fast die Hälfte der Jugendlichen (47 %) beim Fortgehen – einem zentralen Bestandteil der Freizeitgestaltung – nicht sicher und geschützt fühlen.[1]
Gleichzeitig ist die Jugend keine Priorität für die Politik, da aufgrund eines proportional sinkenden Anteils der jungen Generation an der Gesamtbevölkerung. Die Bedürfnisse und Perspektiven von Jugendlichen werden also politisch weniger wahrgenommen und langfristig weniger berücksichtigt. Investitionen in Freizeitangebote für Jugendliche könnten werden als unattraktiv wahrgenommen – eine fatale Entwicklung, die letztlich bewirken könnte, dass immer weniger jugendgerechte Freizeitangebote zur Verfügung stehen.
Dieser gesellschaftlichen Herausforderung gilt es frühzeitig aktiv entgegenzuwirken und politisch verantwortungsvoll zu handeln: Nur durch gezielte Maßnahmen und Investitionen in bedarfsgerechte, sichere und für alle zugängliche Freizeitangebote kann eine positive Entwicklung unserer Jugend in der Region ermöglicht werden.
Damit Oberösterreich seiner Jugend wieder echte Perspektiven bietet, fordern wir:
Ausbau des niederschwelligen sportlichen Angebots
Sport spielt eine zentrale Rolle in der körperlichen und mentalen Gesundheit junger Menschen. Demnach wäre die Empfohlene Bewegungsdauer mit mittlerer Intensität 60min pro Tag. Diese Richtlinie erreichen allerdings nur 20% der 11–15-Jährigen.[3] Dabei bietet Sport nicht nur einen wichtigen Ausgleich zum oft stressigen Alltag, sondern fördert auch Gemeinschaftssinn und persönliche Entwicklung. Leider haben nicht alle Jugendlichen die Möglichkeit, zu Hause Sport zu treiben – sei es aus Platzmangel oder fehlender Ausstattung. Auch ein Abonnement für ein Fitnessstudio ist für viele keine realistische Option.
Deshalb setzen wir uns für den Ausbau frei zugänglicher Sportanlagen im Freien ein. Gemeinden sollen demnach, angepasst and Größe und finanzieller Möglichkeiten, Outdoor-Fitnessparks, Skateparks oder ähnliches schaffen. Diese Gelegenheiten sollen möglichst zentral liegen, um das Angebot für möglichst viele Menschen attraktiv zu machen. So schaffen wir nachhaltige Bewegungsräume, die Sport für alle zugänglich machen – unabhängig vom Geldbeutel oder der persönlichen Wohnsituation.
Jugendräume wieder attraktiver gestalten!
In Oberösterreich spiegeln Jugendräume und Jugendeinrichtungen derzeit nicht immer die tatsächlichen Bedürfnisse und Lebenswelten junger Menschen wider. Viele Jugendzentren sind schon älter und entsprechen nur mehr teilweise den Vorstellungen der Jugendlichen. Besonders sichtbar wird dies im Hinblick auf Modernität, Ausstattung und flexible Nutzungsmöglichkeiten. Diese räumlichen Defizite schränken das kreative und soziale Potenzial junger Menschen erheblich ein.
Wir unterstützen daher folgende Forderungen:
Bedarfsgerechte Evaluierung und Sanierung von Jugendzentren
Auf Grundlage einer umfassenden Evaluierung sollen bestehende Jugendeinrichtungen landesweit gezielt saniert und modernisiert werden. Dabei steht besonders eine zukunftsorientierte und jugendgerechte Ausstattung im Vordergrund – verbunden mit klaren Maßnahmen hinsichtlich Barrierefreiheit, energieeffizienter Sanierung und digitaler Infrastruktur.
Multifunktionsräume und „Third-Spaces“ anstelle isolierter Einzweckgebäude
Bestehende Leerstände wie ehemalige Postfilialen, Bankhäuser oder Bauernhöfe bieten ein hohes Potenzial, als multifunktionale Jugendräume genutzt zu werden. Konkret sollten multifunktionale Angebote geschaffen werden, welche flexibel nutzbare Räume für Co-Working, E-Sports, Musik-Proberäume sowie niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote (z.B. AMS-Pop-Ups, psychologische Betreuung) bündeln.
Schaffung von „Safe Spaces“ und gezielter Mädchenarbeit Jugendräume sind ein wichtiger Rückzugs- und Entfaltungsort für junge Menschen. Aktuell zeigt sich jedoch, dass viele der bestehenden Angebote, wie Ballkäfige, Skaterparks oder Jugendzentren, überwiegend von Burschen genutzt werden – laut dem Verein der Wiener Jugendzentrum bis zu 70%. Mädchen fühlen sich dort oft wenig angesprochen oder erleben diese Räume als männlich dominiert. Gleichzeitig sind Mädchen für Sozialarbeiter:innen schwerer erreichbar, obwohl sie laut Studien deutlich häufiger unter depressiven Symptomen leiden als gleichaltrige Burschen. Das bestehende Angebot verfehlt somit die Bedürfnisse vieler Mädchen.
Deshalb setzen wir uns gezielt für die Schaffung spezifischer Jugendräume für Mädchen ein. Diese Orte sollen ein geschütztes Umfeld bieten, in dem Mädchen unter sich sein, sich ausprobieren und stärken können. So ermöglichen wir nicht nur mehr Teilhabe und Selbstbestimmung, sondern erleichtern auch den Zugang zu professioneller Unterstützung. Damit tragen wir zu mehr Chancengerechtigkeit und mentaler Gesundheit bei.
Implementierung einer Landesweite Raum-Plattform „space4youth.at“
Um den jugendlichen Raumbedarf besser abzudecken und das kreative sowie unternehmerische Engagement Jugendlicher gezielt zu fördern, ist die Einrichtung einer landesweiten Online-Raum-Vermittlungsplattform notwendig („space4youth.at“).
Auf dieser Plattform können Vereine, Bands und junge Start-ups verfügbare gemeindeeigene Räume, Keller und Hallen unkompliziert und schnell finden und buchen. Dabei soll jedem Jugendprojekt eine kostenfreie Raumnutzung von bis zu 20 Stunden pro Monat ermöglicht werden. Bei darüber hinausgehendem Bedarf ist ein gedeckelter Miettarif mit angemessenem Saldo vorgesehen, um weiterhin finanzielle Hürden niedrig zu halten.
Jugendbeteiligung absichern – Einführung eines „Jugendbudgets“
Jugendliche wissen oft am besten, was sie brauchen. Daher fordern wir die Einführung eines verbindlichen, gemeindespezifischen „Jugendbudgets“. Jede Gemeinde stellt mindestens 2 Euro pro Kopf und Jahr für jeden bzw. jede unter 25-Jährige zur Verfügung stellen, um junge Menschen bei der konkreten Umsetzung eigener Projekte aktiv und transparent zu unterstützen und Jugendbeteiligung nachhaltig zu verankern.
Jugend- und Club-Kultur modernisieren!
Die Club- und Veranstaltungskultur in Oberösterreich steht vor mehreren Herausforderungen. Unter jungen Erwachsenen gehört das abendliche Fortgehen zwar weiterhin zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, dessen Bedeutung nimmt jedoch zunehmend ab. Laut einer Befragung aus dem Jahr 2023 sind nur noch 29 % aller 18- bis 33-Jährigen am abendlichen Ausgehen interessiert.[4] Dieser Anteil hat sich in den vergangenen 17 Jahren somit mehr als halbiert. Diesen Rückgang spiegelt auch die Clubkultur wider: Nur drei der zehn größten Städte (Linz, Wels, Steyr) verfügen über ein nennenswertes Nightlife-Angebot. In weiten Teilen unserer Region existiert sogar überhaupt kein Clubbetrieb mit regelmäßigen Öffnungszeiten.
Daher fordern wir:
Vereinfachung der behördlichen Auflagen für Veranstaltungen:
- Einführung eines „One-Stop-Shop“ Prinzips für Veranstaltungsgenehmigungen
- Dahin miteingehen eine Digitalisierung und Vereinheitlichung des Antragsverfahren
- Flexiblere Handhabung von Lärmschutzauflagen bei temporären Veranstaltungen
Aktive Unterstützung der Club-Kultur:
- Bereitstellung von öffentlichen Flächen für Pop-up Events und Open-Air Veranstaltungen
- Flexible Nutzung von Leerständen für temporäre Kulturprojekte
Modernisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen:
- Abschaffung der starren Sperrstundenregelung (siehe hierzu die Beschlusslage: Land der OÖffnung)
- Einführung eines „Agent of Change“ Prinzips zum Schutz bestehender Clubs vor Beschwerden durch neue Anrainer in allen Städten in OÖ
Sicher & komfortabel nach Hause!
In Oberösterreich gibt es die JugendTaxi-Initiative, die jungen Menschen ermöglicht, nachts sicher und vergünstigt mit dem Taxi nach Hause zu fahren – insbesondere nach dem Fortgehen. Dies ist besonders wichtig, da Oberösterreich ein Flächenbundesland ist und sich viele Jugendliche auf dem Heimweg unsicher fühlen, reguläre Taxi-Tarife oft aber nur schwer leistbar sind. Daher fordern wir eine verstärkte Bewerbung sowie das landesweite Ausrollen dieser Initiative.
Klassische Kultur für die Jugend zugänglich machen
Immer weniger Jugendliche nutzen Kulturangebote im klassischen Sinne – wie etwa Museumsbesuche, klassische Konzerte, Theater-, Opern- oder Ballettaufführungen. Laut einer aktuellen Erhebung interessieren sich rund zwei Drittel der 18- bis 29-Jährigen wenig bis gar nicht für solche Formate. Viele geben zudem an, dass sie sich von den Angeboten nicht angesprochen fühlen (43 %) oder sich dort fehl am Platz fühlen (39 %).[5] [6] [7]
Um künftige Besucher:innen zu gewinnen und den kulturellen Bildungsstand Jugendlicher zu fördern, setzen wir uns dafür ein, dass Kulturangebote durch preislich attraktive Angebote und niedrigere Zugangshürden attraktiv zu gestalten – auch in Bezug auf institutionelle Barrieren wie etwa Kleidungsnormen oder bestimmte Erwartungen an den Habitus.
Darüber hinaus halten wir es für wichtig, dass Jugendliche frühzeitig und regelmäßig im z.B. Rahmen des Schulunterrichts mit kulturellen Angeboten in Kontakt kommen. Denn: Acht von zehn Jugendlichen finden klassische Kultur grundsätzlich wichtig – doch nur ein Bruchteil nimmt tatsächlich daran teil. Öffentliche Kulturförderung sollte deshalb gezielt auch daran geknüpft werden, wie gut Jugendliche erreicht werden. Angebote, die sich speziell an junge Menschen richten und auch gesellschaftliche oder politische Diskurse, welche relevant für die Jugend sind, aufgreifen können hier Brücken bauen.
Linz zur Stadt der Studierenden machen
„Linz ist keine Studierendenstadt“ – dieser Satz fällt immer wieder. Doch woran liegt das? Zum einen fehlt eine gewachsene „studentische“ Tradition: Die größte Hochschule, die Johannes Kepler Universität, ist vergleichsweise jung.
Das Image der Stadt als Studienort muss deshalb aktiv gestärkt und weiterentwickelt werden. Zum anderen sind die Hochschulen räumlich stark verstreut: Die JKU liegt am Stadtrand, die Anton Bruckner Privatuniversität am Pöstlingberg, die Kunstuniversität in der Innenstadt, die FH OÖ im Krankenhausviertel/Industriegebiet – und die neu gegründete IT:U verfügt bislang über keinen fixen Standort.
Hinzu kommt eine mangelnde Vernetzung dieser Standorte durch den öffentlichen Verkehr, der oft langsam und unattraktiv ist. Viele Studierende pendeln in Linz auch mit dem Auto, wodurch sich keine zentralen Studierenden-Viertel entwickeln konnten, in denen sich eine lebendige Studierenden- und Jugendkultur entfalten kann.
Daher fordern wir eine bessere und kürzere Vernetzung der Stadtteile durch gezielte Maßnahmen im öffentlichen Verkehr – insbesondere auch in den Abend- und Nachtstunden. Ergänzend braucht es alternative Mobilitätslösungen wie sichere Fahrrad-Highways, um Studierenden eine flexible und nachhaltige Fortbewegung zu ermöglichen. Gleichzeitig müssen lebendige Freizeit- und Ausgehviertel entstehen, die Raum für studentisches Leben und Austausch bieten. Flankierend sind gezielte Standortkampagnen notwendig, um Linz als aufstrebende internationale Studierendenstadt sichtbar zu machen.
Die Voraussetzungen dafür sind bereits vorhanden: Mit einer wachsenden Zahl internationaler Studiengänge – etwa im Bereich Künstliche Intelligenz – sowie einer zunehmend internationalen Studierendenschaft hat Linz großes Potenzial. Um diese Dynamik zu fördern und langfristig zu stärken, fordern wir – in Übereinstimmung mit der Beschlusslage 7 voör 12 – gezielte Investitionen in Bildung, Wissenschaft, Hochschulen und digitale Initiativen, um wettbewerbsfähig zu bleiben aber auch ein attraktiver Studienort zu sein und Wissenschaftler:innen und Studierende aus aller Welt anzuziehen und einen zukunftsorientierten Wirtschaftsstandort zu etablieren.
[1] Hitradio Ö3 | Die Ö3-Jugendstudie 2025: Hier findest du alle Ergebnisse
[2] Statista | Freizeitaktivitäten von Jugendlichen in Oberösterreich 2023
[3] Sport Austria | Die Bedeutung von Bewegung für Kinder und Jugendliche
[4] Education Group | 8. OÖ. Jugend-Medien-Studie 2023
[5] Bertelsmann Stiftung | 31.05.2023 | Enormer Rückhalt für Kulturangebote in Deutschland
[6] Musikschulwelt | Klassik in der Defensive?
[7] Salzburger Kulturvereinigung | 28.02.2024 | Wie man junge Menschen für Klassik begeistert