Der Wolf ist nach über 150 Jahren in Österreich zurückgekehrt. Was ökologisch als Erfolg gilt, ist für viele Regionen Niederösterreichs längst zu einer massiven Belastung geworden. Mit der wachsenden Wolfsdichte steigt der Druck auf Weidetierbetriebe, die Sicherheit und den Wildtierbestand in ländlichen Gebieten.
Seit der Rückkehr des Wolfs mehren sich Angriffe auf Weidetiere und Sichtungen in unmittelbarer Nähe von Siedlungen. Laut WWF und dem Österreichzentrum für Großraubtiere leben in Österreich derzeit rund 120 Wölfe, verteilt auf etwa 25 Rudel, wobei Niederösterreich mit rund 10 bis 12 Rudeln das am stärksten betroffene Bundesland ist. Dies entspricht einer mehr als 17-fachen Zunahme seit dem Jahr 2015, als in Österreich erst sieben Wölfe nachgewiesen wurden.[1] Da der Wolf keine natürlichen Feinde hat und aufgrund des reichlichen Wild- und Nutztierbestands ein großes Nahrungsangebot vorfindet, droht dieser drastische Anstieg auch in nächsten Jahren fortzusetzen.
Allein im Jahr 2024 wurden laut Landwirtschaftskammer Niederösterreich über 900 Weidetiere (vorwiegend Schafe und Kälber) durch Wolfsrisse oder Fluchtverletzungen getötet oder schwer verletzt. Diese Verluste sind ein großes finanzielles Risiko und bedrohen zunehmend die Existenz kleiner und mittlerer Betriebe. Viele Schafhalter:innen im Most- und Industrieviertel berichten, dass sie angesichts der wiederkehrenden Risse hohe Kosten für Zäune und Herdenschutzhunde haben. Dabei liegt der Rückgang der Schafhaltung laut Landwirtschaftskammer in manchen Regionen jetzt schon bereits bei über 25 %.
Die Kosten für Herdenschutzmaßnahmen sind enorm: Ein professionell abgesicherter Weidezaun kann über 5.000 Euro pro Hektar kosten, hinzu kommen Anschaffung, Versicherung und Betreuung von Herdenschutzhunden, deren Ausbildung in Österreich bislang kaum möglich ist. Diese Belastungen sind für viele bäuerliche Betriebe schlicht nicht tragbar, vor allem dann nicht, wenn Wölfe in Rudeln agieren, die Schutzmaßnahmen häufig durchbrechen. Dadurch droht eine jahrhundertealte Weidekultur verloren zu gehen, welche ökologisch äußerst relevant ist. Durch Beweidung werden Offenflächen erhalten, Biodiversität gesichert und das Landschaftsbild gepflegt. Wenn diese Betriebe aufgeben, droht Verbuschung, Artenrückgang und der Verlust einer über Generationen gewachsenen Kulturlandschaft.
Weiters birgt eine höheren Wolfsdichte und vor allem die zunehmende Bildung von Rudeln mit Nachwuchs eine ernstzunehmende Gefahr für uns Menschen, da vor allem Jungtiere sich vermehrt Siedlungen annähern. In Bezirken wie Zwettl, Lilienfeld oder Scheibbs wurden 2024 und 2025 mehrfach Wölfe in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten und Schulwegen gesichtet.
Damit ist klar: Der Wolf ist längst nicht mehr bloß ein selten anzutreffendes Wildtier der Hochalpen, sondern inmitten der Gesellschaft angekommen. Der rasante Anstieg der Wolfspopulation stellt eine ernsthafte Gefahr für Nutztiere, Tourismus und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung dar. Ohne entschlossenes Handeln droht die jahrzehntelang gewachsene Alm- und Weidewirtschaft in Niederösterreich verloren zu gehen.
Die niederösterreichische Wolfsverordnung erlaubt zwar seit 2024 den Abschuss in akuten Bedrohungssituationen, doch die Verfahren sind langwierig und unflexibel. Andere Bundesländer, wie Salzburg mit der „Maßnahmengebietsverordnung 2025“ oder Kärnten mit der „Risikowolfsverordnung“ zeigen, dass ein effizientes und rechtssicheres Management möglich ist. Diese Maßnahmen sollte sich auch Niederösterreich zum Vorbild nehmen. Zudem ist zu evaluieren, wie die Wolfspopulation künftig reguliert werden kann, etwa durch die Aufnahme in die Abschusspläne der betroffenen Jagdreviere, falls die derzeitige Bestandszunahme anhält.
Deshalb fordern wir JUNOS:
Die Aufnahme des Wolfes als jagdbare Wildart mit ganzjähriger Schonzeit in das Niederösterreichische Jagdgesetz anstelle seiner bisherigen Einstufung als nicht jagdbare Wildart gemäß § 3 Abs. 2 NÖ Jagdgesetz.
Nach dem Salzburger Vorbild soll zudem eine „Maßnahmengebietsverordnung Wolf“ geschaffen werden, die einen genehmigungsfreien Abschuss innerhalb von vier Wochen und einem Umkreis von zehn Kilometern nach bestätigten Rissereignissen ermöglicht.
Darüber hinaus ist die rechtliche und finanzielle Grundlage für die Ausbildung von Herdenschutzhunden zu schaffen, um Tierhalter:innen einen wirksamen Schutz ihrer Herden zu gewährleisten.
Schließlich ist bei weiterem Anstieg der Wolfspopulation zu evaluieren, ob ein System von jährlichen Abschussplänen in Betroffenen Jagdrevieren, analog zur bestehenden Wildbewirtschaftung, eingeführt werden kann, um ein nachhaltiges Populationsmanagement sicherzustellen.
[1] Österreichzentrum Bär Wolf Luchs | Wolf – Verbreitung Österreich