Wer Wind und Sonne will, muss Ja zu Speicher sagen

I. Problemstellung

Tirol steht vor einer wachsenden Herausforderung in der Energieversorgung: Die stark steigende Einspeisung von Photovoltaik-Anlagen führt zu massiven Preisschwankungen. In den Mittagsstunden im Sommer gibt es ein Überangebot an Strom, während in den Abendstunden und vor allem im Winter eine klaffende Lücke entsteht. Diese Diskrepanz gefährdet sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Tirol.

Die Abhängigkeit von Stromimporten in verbrauchsstarken Zeiten nimmt zu. Ohne lokale Speicherlösungen bleibt Tirol den Schwankungen des internationalen Energiemarkts ausgesetzt – sowohl preislich als auch versorgungstechnisch. Gleichzeitig steigt der Strombedarf im Zuge der Dekarbonisierung (E-Mobilität, Wärmepumpen etc.), was den Druck weiter erhöht.

Trotz dieses klaren Handlungsbedarfs wird der Ausbau von Speicherinfrastruktur oftmals aus rein ideologischen Gründen blockiert – unter Berufung auf den Umweltschutz, jedoch ohne gangbare Alternativen für eine sichere, klimaneutrale Energiezukunft anzubieten.

II. Tirols Standortvorteil: Wasserkraft mit Gefälle

Tirol verfügt über ein Alleinstellungsmerkmal: Unsere alpinen Lagen bieten ideale Voraussetzungen für Pumpspeicherkraftwerke. Während andere Bundesländer aufgrund flacherer Topografie keine vergleichbare Speicherkapazität aufbauen können, kann Tirol dank Höhenunterschieden enorme Mengen an Energie speichern und bedarfsgerecht abrufen – sauber, regional und effizient.

Diese natürliche Gegebenheit ist ein strategischer Standortvorteil, den wir gerade im Zuge der Energiewende entschlossen nutzen müssen.

III. Lösung: Das Pumpspeicherkraftwerk Kaunertal mit Speicher Platzertal

Der geplante Ausbau des Kaunertalkraftwerks inklusive des Speichers Platzertal ist eine konkrete, zukunftsweisende Antwort auf die genannten Herausforderungen:

  • Flexible Strombereitstellung: Durch den Speicher können sowohl tageszeitliche als auch saisonale Stromüberschüsse (z. B. aus PV im Sommer) gespeichert und im Winter zielgerichtet abgerufen werden – genau dann, wenn Strom gebraucht wird.
  • Netzstabilisierung & Versorgungssicherheit: Die Anlage kann sekundenschnell auf Schwankungen reagieren und leistet einen wichtigen Beitrag zur Netzregelung und Systemstabilität – ein Vorteil, den PV und Wind alleine nicht bieten können.
  • Ermöglicher der Energiewende: Ohne Speicher wie Kaunertal ist ein weiterer wirtschaftlicher Ausbau von Wind- und PV-Strom nicht möglich. Das Projekt schafft erst die Grundlage für das Gelingen der Erneuerbaren-Offensive in Österreich.
  • Regionale Wertschöpfung & Unabhängigkeit: Planung, Bau und Betrieb erfolgen in Tirol – anders als bei Batterietechnologien, die meist in China produziert werden. Damit bleibt die Wertschöpfung im Land.
  • Hochwasserschutz für das Ötztal: Das erweiterte Speichersystem trägt aktiv zur Hochwasservorsorge bei – etwa durch die gezielte Ableitung von Starkregen oder Schmelzwasser, wie das Ereignis im August 2023 eindrucksvoll zeigte.
  • Hoher Wirkungsgrad & Effizienz: Der Gesamtwirkungsgrad des Systems liegt bei rund 75 % – ein sehr guter Wert für großtechnische Speicherlösungen.
  • Wasser bleibt Trinkwasser: Das Projekt nutzt ausschließlich Oberflächenwasser und beeinträchtigt die Trinkwasserversorgung im Ötztal nicht. Quellen und Brunnen bleiben unberührt.
  • Umweltschutz mit Substanz: Der Speicherplatz im Platzertal betrifft nur eine geringe Fläche an Kleinseggenriedern, die kaum CO₂ binden. Gleichzeitig wird ein 19 ha umfassendes ökologisches Ausgleichsprogramm umgesetzt – u. a. durch die Renaturierung des Piller Moors.

IV. Unsere Haltung: Lösungen statt Blockade

Wir JUNOS stehen für eine Politik der Realität und Verantwortung. Umweltschutz darf nicht nur aus dem Verhindern von Projekten bestehen – er muss auch das Ermöglichen von klimafreundlicher Infrastruktur einschließen.

Während andere politische Kräfte sich in Ablehnung üben und Projekte mit weitreichendem Nutzen torpedieren, stehen wir für eine faktenbasierte, lösungsorientierte Energiepolitik. Tirols Potential darf nicht aus ideologischen Gründen ungenutzt bleiben. Wer Wind- und Sonnenstrom will, muss auch dafür sorgen, dass er gespeichert werden kann.

V. Antrag

Die Landesregierung wird daher ersucht,

  1. den Ausbau des Kaunertalkraftwerks inklusive des Speichers Platzertal aktiv zu unterstützen und zügig umzusetzen;
  2. die Standortvorteile Tirols im Bereich der Pumpspeicherung in der landesweiten Energiestrategie prioritär zu verankern;
  3. die Vorteile des Projekts – von Versorgungssicherheit über Netzstabilität bis hin zu Hochwasserschutz – in der öffentlichen Kommunikation klar herauszustellen;
  4. auf Bundesebene auf eine bevorzugte Behandlung von Speicherkraftwerken mit hohem Wirkungsgrad und regionaler Wertschöpfung hinzuwirken;
  5. Tirol zur Modellregion für erneuerbare, flexible und unabhängige Energieversorgung weiterzuentwickeln – mit Mut statt Blockade, mit Fortschritt statt Stillstand.