PLEASE DON’T STOP THE MUSIC – EINE LÖSUNG FÜR DIE TIROLER MUSIKSZENE
Antragsteller:innen: Isabella Kainz, Fazlican Kocak, Fabian Haslwanter
Beschlossen durch: Landeskongress Tirol, Innsbruck
Beschlossen am: 15. Juni 2024
In Tirol werden Musiker leider nicht ausreichend unterstützt. Außer man ist Mitglied in einer der über 300 Musikkapellen1, die man überall in Tirol findet. Diese Vereine stellen oft die notwendigen Instrumente zur Verfügung und der Mitgliedsbeitrag ist meist gering. Die Blasmusikkapelle Jenbach wirbt beispielsweise sogar damit, dass nach drei Jahren aktiver Mitgliedschaft die gesamten Kosten des Musikschulunterrichts von der Marktgemeinde Jenbach zurückerstattet werden2 – das sind etwa 1800 Euro für drei Jahre Instrumentalunterricht in der Musikschule!
Entscheidet man sich allerdings für ein Musikinstrument, das keinen Nutzen in der Musikkapelle findet, kann das Hobby ganz schön teuer werden. Je nach Instrument muss man bei Neuanschaffung schon tief in die Tasche greifen. Während man eine Blockflöte schon für unter 100€ bekommt, zahlt man für eine Geige gerne mal 1000€ oder mehr. Der Semesterbeitrag beläuft sich auf 200-300€ und sollte man sich dazu entscheiden, eine Band zu gründen, kommen noch Proberaumkosten (ca. 150€ im Monat) und weitere Anschaffungen, wie Mischpult und Anlage dazu. Nach einem kreativen Prozess entstehen Songs, die aber zuerst aufgenommen werden müssen, damit diese an ein breites Publikum kommen. Spätestens ab diesem Punkt, steigen die meisten Hobbymusiker aus, denn beim Besuch im Tonstudio sind mit Kosten im mittleren vierstelligen Bereich rechnen. Wir sind der Meinung: Kunst schaffen ist in Tirol ein Luxus.
Dabei ist die Nachfrage nach musikalischer Bildung immens: Insgesamt gibt es bereits 30 Landesmusikschulen in Tirol3 und dennoch gibt es in allen Tiroler Musikschulen Wartelisten und teils schwierige Aufnahmeverfahren.
Musikalische Bildung fördert nicht nur die motorischen und koordinativen Fähigkeiten, zahlreiche Studien zeigen auch Verbesserungen im Gehirn in allen Altersgruppen.4,5 Daher ist es umso wichtiger, dass es in Tirol genug Angebote gibt, die Jung und Alt kostengünstig nutzen können. Da der Bau neuer Musikschulen keine realistische Lösung ist, könnte ein alternatives Konzept helfen.
SKILLSHARING ALS LÖSUNG
Die Idee ist eine Tirolweite Skillsharing Plattform: Das Land Tirol fungiert dabei als Vermittler zwischen Musiker und Musikinteressierten. Musiker geben Musikinteressierten in ihrem Proberaum Unterricht und werden dafür vom Land Tirol bei der Proberaummiete oder anderen Musikalischen Projekten finanziell entlastet. Musikinteressierte haben die Möglichkeit, ohne Zwang Musikinstrumente auszuprobieren, ohne gleich eines kaufen zu müssen. Oft muss man ein Instrument mehrere Monate spielen, um herauszufinden, ob es zu einem passt. Man kann sich dadurch an einen Musiker wenden, der an diesem Programm teilnimmt und ein paar Stunden Unterricht nehmen. Wenn einem das Instrument gefällt und man die finanziellen Mittel hat, kann man sich dann immer noch in der Musikschule für professionellen Unterricht anmelden. Alle Altersgruppen bekommen die Möglichkeit, ein Instrument auszuprobieren und die Basics zu lernen, ohne gleich auf einen Platz in der Musikschule angewiesen zu sein. Dadurch werden die Musikschulen entlastet, musikalische Bildung für alle ermöglicht und lokale Musiker gefördert.
In folgenden Punkten lässt sich unsere Forderung nach einer Tirolweiten Skillsharing Plattform zusammenfassen:
- Schaffung einer Tirolweiten Skillsharing-Plattform
- Einrichtung und Betrieb einer vom Land Tirol initiierten Plattform, die als Vermittler zwischen Musikern und Musikinteressierten fungiert.
- Sicherstellung der Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit der Plattform für alle Altersgruppen.
- Ergänzung der bestehenden Musikschulangebote durch niederschwellige Zugangsmöglichkeiten zu musikalischer Bildung.
- Qualitätssicherung und Missbrauchsprävention
- Einführung einer Anmeldepflicht über ID Austria und Vorlage eines einwandfreien Leumundszeugnisses für alle Plattformteilnehmer.
- Implementierung eines Bewertungssystems für Musiker und Musikinteressierte zur Sicherstellung der Unterrichtsqualität.
- Zufällige Zuteilung der Musikinteressierten zu den Musikern nach Skillstufen zur Vermeidung von Bevorzugungen und Missbrauch.
- Beschränkung der Stundenanzahl, die in derselben Kombination aus Musiker und Musikinteressiertem abgehalten werden kann.
- Konsequenzen bei Nichterscheinen und Missbrauch
- Einführung eines Verwarnsystems für Nichterscheinen zu vereinbarten Treffen.
- Blockierung auf der Plattform bei wiederholtem Nichterscheinen oder Missbrauch des Systems.
- Finanzierung und Nachhaltigkeit der Plattform
- Einführung einer geringen Vermittlungsgebühr für Musikinteressierte, die bei Zustandekommen eines Treffens erhoben wird, um den Betrieb der Plattform zu finanzieren und ihre Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
- Entlastung lokaler Musiker und Musikprojekte
- Finanzielle Entlastung bei der Proberaummiete und anderen musikalischen Projekten für Musiker, die am Skillsharing-Programm teilnehmen.
- Förderung der musikalischen Bildung für alle Altersgruppen
- Sicherstellung, dass sowohl junge als auch ältere Musikinteressierte Zugang zu musikalischer Bildung und dem Ausprobieren von Instrumenten erhalten.
- Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung
- Durchführung von Kampagnen und Informationsveranstaltungen, um das Skillsharing-Programm bekannt zu machen und die Vorteile der musikalischen Bildung zu kommunizieren.
- Förderung der Zusammenarbeit zwischen Musikschulen, lokalen Musikern und Gemeinden zur Unterstützung des Programms.
[1] https://www.tirol.at/reisefuehrer/kultur-leben/kulturgeschehen/volks-und-blasmusik
[2] https://www.musikkapelle-jenbach.tirol/mitgliedschaft/
[3] https://www.tmsw.at/index.php?id=149
[4] https://doi.org/10.31234/osf.io/4bm8v
[5] https://doi.org/10.1080/13607863.2017.1328481
[6] https://www.parkin.at/
[7] https://workstation.or.at/proberaeume
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